Foyer | Bühne | Presse | Bildner | Kontakt


Noch ist Polen nicht verloren
Olschok, der nicht nur Schauspieler präzise zu führen weiß, kann wuchern. Er hat ein höchst verlässliches Team um sich. Alexander Martynow hat eine Bühne auf die Drehbühne gebaut, die multifunktionaler und passender kaum sein kann. Da sind nicht nur Kulissen. Die Bühne spielt mit. Wenn die Darsteller mit einem Bein auf der drehenden Bühne stehen, mit dem anderen auf vorgeblich festem Grund, dann reißt sie der Strudel der Geschehnisse zwischen shakespearescher Bühnenfiktion und Widerstands-Realität in einen kaum beherrschbaren Spagat. Und wenn die Bilder im richtigen Moment von der Wand knallen, der – Jeanne d'Arc dreht sich im Grab rum – „Bannerträger“ Adolf Hitler als weißer Ritter St. Georg von Hubert Lanzinger (Original etwa 1933) oder der „Heil'tler“ verehrte Lieblingsschäferhund des Führers, dann sind das die nötigen Paukenschläge in der Bühnensinfoniegroteske.
Doch aus dieser kleinen Etüde wird bald ein riesiges Schauspiel, bei dem eins zum anderen kommt und der eine nicht mehr weiß, was der andere tut. So dreht sich die Bühne zwischen den Schauplätzen hin und her und zwingt die Akteure in einen kaum noch zu beherrschenden Spagat zwischen Realität und Spiel. Dafür hat Alexander Martynow eine Bühne gebaut, die erdrückend miefige Räume mit hervorragenden Spielräumen bestückt, die Herbert Olschok bestens nutzen lässt.
Jenny Zichner, Stadtstreicher

Weltkrieg
Gute Gelegenheiten gibt es auch für Alexander Martynow: Gelegenheit, das eigentlich einfache Bühnenbild symbolisch aufzuladen: mit der (gerne auch als Bunker nutzbaren) Apollo-Mondlandekapsel auf der einen Seite und einem symbolbehafteten („Atomkraft – nein danke“) Mülleimer auf der anderen, in den im Laufe des Abends Unmengen von zeitgeschichtlichen Accessoires gestopft werden. Und Martynow nutzt die Gelegenheit, als Kostümbildner zu glänzen: mit einem märchenhaften Väterchen Frost und einem Klischee-Parteitagskitsch-Cowboy-Superman-Ami.
Martynows Meisterstück ist allerdings Oma Ingrid Hansen (gewohnt souverän: Kerstin Klinder) und deren Outfit-Entwicklung: zunächst als biedere Hausfrau mit Trockenhaube (bei der man aber auch an Stahlhelm denken möchte); dann als friedensbewegtes Hippie-Blümchenkind, das von einem revolutionären Frankfurter Taxifahrer schwärmt und den Enkel – anstatt „Baum“ – deshalb „Josch K.“ nennt; dann als alternative Power-Frau (Petra Kelly?) und schließlich als eine an den Zeitläuften verzweifelnde Gisela Elsner: „Ich bin eine Frau, die mit ihrem Traum von einem besseren Fischer gescheitert ist“. (An die Spätgeborenen: ich erkläre euch jetzt nicht, wer die alle waren: Alexandra, Willy, Ronald Reagen, Joschka Fischer, Petra Kelly, Gisela Elsner ... – ihr habt ja Wikipedia).

Weibsteufel
Das Detmolder Bühnenbild unterstützt diese Inszenierung perfekt! Ku_ejs „Weibsteufel“ spielte auf einem geradezu archaisch anmutenden Stapel riesiger Baumstämme und übernahm damit Schönherrs Lokalisierung der hoch oben im Bergwald abgelegenen Schmugglerhütte. Die kleine Bühne im Grabbehaus zeigt immer noch die enge „Stube“ aus dem Originaltext.
Aber hier ist diese Stube vollgestellt mit Umzugskartons. Damit wird sie zur Durchgangsstation: alles ist auf den Umzug ausgerichtet, heraus aus dem einsamen Wald, hinunter in die Stadt; alles ist fixiert auf den angestrebten Kauf des prächtigen Hauses am Marktplatz, „mit der großen Toreinfahrt und den gemalten Fensterbögen“ – was werden da „die Leut die Mäuler aufreißen“! Es geht um den ökonomischen, um den sozialen Aufstieg vom armen kleinkriminellen Hinterwäldler zum geachteten städtischen Hauseigentümer.

Harold und Maude
…Die Saisoneröffnung am Samstag im Komödienhaus im K3 entpuppt sich als idealer Start in die Spielzeit. Das Publikum ist hingerissen von dieser schlitzohrigen Komödie und feiert die beiden Hauptdarsteller mit Applaus im Stehen. Tatsächlich trifft Regisseur Herbert Olschoks Inszenierung den Ton dieses Stücks, ohne sich von den Filmbildern beeinflussen zu lassen. Die pfiffig konstruierte Bühne (Alexander Martynow) die aus zwei Drehbühnen nebeneinander besteht, erlaubt Olschok eine fließende Inszenierung ohne die harten Schnitte des Films.
Uwe Grosser, Heilbronner Stimme

Kabale und Liebe
…Der Bühnenraum von Alexander Martynow ist abstrakt und sinnstiftend zugleich: Kreisrunde Deckel verschließen anfangs jene öffnungen, die schon bald Blicke und Wege für die Außenstehenden freigeben. Fortan wird die Tragödie zur Peep-Show, jede Intimität ist durch Entdeckung bedroht.
Andreas Hillger, Mitteldeutsche Zeitung

Hauptmann von Köpenick
…Ein Abend mit Herz und Witz, ohne Belehrung und doch nachdenkenswert. Interessant das Bühnenbild (Alexander Martynow). Es ist beweglich und verwandelt sich in immer neue Räume.
Anette Kühne, Ostsee-Zeitung

Regisseur Jürgen Kern hat Zuckmayers Drama von 1931 in der Blechbüchse Zinnowitz am Wochenende erfolgreich zur Premiere geführt. In schlanker, der Fabel dienender Geradlinigkeit erzählt er von des Kaisers neuen Kleidern, die Untertanen strammstehen lassen. Diese Kleider haben in Alexander Martynows Entwürfen, die dem Prinzip Anziehpuppe verpflichtet sind, eine sinnfällige Optik bekommen: Sie sind auf weißen Papierstoff gemalte Muster; eine zeichenhaft stilisierte Garderobe, die ironische Distanz zum Dargestellten ermöglicht.
Johannes Schaaf, Nordkurier

Schloss Gripsholm
…Hervorragend passen sich Alexander Martynows Bühnenbild und Kostüme an die Handlung an: Die Bühne gibt den Blick in ein Art Bungalow der 20er Jahre im Bauhausstil frei. Lamellenjalousien dienen als Bühnenvorhang, Auf- und Abgang. Auch die Kostümierung lässt die 20er Jahre wieder aufleben und sorgt mit extravaganten Modeideen für manchen Lacher im Publikum. Atmosphärisch arbeiten Martynow und Krumscheidt mit dem Bühnenlicht, das mal einen heißen Sommertag, dann wieder eine kalte und künstliche Stimmung erzeugt.
Sonja Lecher, Marburger Neue Zeitung

Fräulein Julie
Wucht von Bildern und Aktionen …Schon das Bühnenbild (Alexander Martynow) suggeriert die Kälte und Beziehungslosigkeit der Gesellschaft. Glänzend der Einfall, Julie per gläsernem Küchenaufzug auftreten zu lassen. Sie schwebt von oben herab. Nur einmal gelingt es Jean, mit nach oben zu fahren, als er sich im Sexrausch auf sie wirft.
Sophie Schumann, Ostsee-Zeitung

Effi Briest
…Drei düstere Wände über spiegelglattem Boden vor kaltem Licht: Effis Welt, eindrucksvoll gestaltet von Alexander Martynow für Swentja Krumscheidts Bühnenfassung von Effi Briest, …. Nur eine romantische Erinnerung ist da das unbeschwert ländliche Idyll der märkischen Heimat, wie es Theodor Fontane in seinem Roman beschreibt.
Susanne Schulz, Nordkurier

…Der knappen, konzentrierten Textfassung entspricht ein karges Bühnenbild von Alexander Martynow, der die Spielfläche mit drei schwarzen hängenden Wänden einrahmte. Gegen diese Wände kann man laufen oder schlagen, sie schaukeln ein wenig, verschieben lassen sie sich nicht. Ein beengender Spielort.
Dietrich Pätzold, Ostsee-Zeitung/ Kultur